Mit der spontanen Aussage einer Passantin, die im Oberösterreichischen St. Wolfgang Balthasar Volcano bestaunte, ging für die 35jährige Anna Winkler und ihren 39jährigen Ehemann Max Eisl ein großer Wunsch in Erfüllung. Ihre vier Premium Ferienwohnungen glänzen nicht nur ob der bevorstehenden Eröffnung Anfang September. Die überzeugten Verfechter einer modernen, ökologisch nachhaltigen Lebensweise, haben im Tourismus Hotspot ein schillerndes Ausrufezeichen in Sachen umweltverträglicher, schonender und effizienter Bauweise gesetzt, sich so einen unausweichlichen Traum erfüllt und der Holzbauindustrie eine Steilvorlage gegeben. Wer Balthasar Volcano ist, erzählen die beiden Eigentümer einer regionalen Werbeagentur gerne persönlich. Die Menschen Anna und Max, ihren Antrieb, die Motivationen und Credos, durften wir im Gespräch kennen lernen.
– St. Wolfgang, 24.08.2021
Ein neues Dach über dem Kopf zu haben, es sein Eigen nennen zu können und auf so viel eingebrachte Energie, Kreativität, Schweiß und Zeit zurückblicken zu können, wie fühlt sich das an?
Anna: Wenn ich mir die Fotos ansehe, fällt mir langsam auf, was wirklich herausgekommen ist. Im Kopf weiß man genau, wie es am Ende ausschauen soll und man kommt nur schrittweise voran und plötzlich ist es doch da. Nach dreieinhalb Jahren des Planens und Umsetzens fällt uns ein riesiger Stein von Herzen jetzt so weit zu sein und aufsperren zu können.
Anna beginnen wir ganz von vorne. Was war Balthasar Volcano bevor er geboren wurde für dich – eine Traumvorstellung, eine Vision, ein fixes Vorhaben, ein sehr konkretes Ziel, oder völlig klar, dass der so kommen muss?
Anna: Es hat vor rund neun Jahren begonnen, als ich damals das Familienhaus von Max gesehen hatte und mir dachte, das wäre perfekt für eine Frühstückspension. Es stellte sich heraus, dass es mit diesem Haus so nicht klappen würde, weshalb wir uns immer wieder nach anderen Objekten umgesehen haben.
Max: Auch für unser Büro waren wir auf der Suche nach einem neuen Platz in St. Wolfgang, weil wir aus dem alten, feuchten Büro heraus wollten. Im Zuge dieser Suche hat sich ergeben, dass die Familie sich entschied, das alte Gebäude doch her zu geben. Unsere Rohgedanken für das heutige Konzept waren von Beginn an schlüssig und haben uns auch die Finanzierung gesichert. Anfänglich wollten wir das alte Haus erhalten, was sich aber aus bauökologischer Sicht als nicht zielführend heraus stellte.
Der Platz auf dem Balthasar Volcano entstanden ist, wäre der Traum jedes Immobilienhändlers. Im Zentrum des Salzkammergutes, mitten im Tourismushotspot St. Wolfgang und dennoch weitab vom Trubel, in absoluter Ruhelage, umgeben von Wald und Wiesen mit Blick auf den gesamten Wolfgangsee. Wie kam es zu diesem Platz?
Max: Mein Großvater hat diesen Platz als einer von 8 Geschwistern erhalten und in den Nachkriegsjahren ein Haus darauf errichtet. Dieses alte Gebäude war allerdings am Ende seiner Kräfte. Es zu sanieren, wäre dem bekannten Hinterholz Acht gleichgekommen, weshalb wir uns entschlossen, es abzutragen und den Platz neu zu bebauen.
Warum war es für dich Anna eine Herzensangelegenheit, Balthasar Volcano mit all seinen Besonderheiten so aus der Taufe zu heben?
Anna: Die größte Herzensangelegenheit, die ich nach wie vor verfolge ist zu forcieren, dass die vegane Lebensweise bei der breiten Masse ankommt und das veraltete Bild vom Öko, der auf alles verzichtet, aus den Köpfen der Menschen verschwindet. Wir verwenden bewusst Materialien, die nicht tierischen Ursprungs sind. Wir haben uns diesbezüglich auch auf einigen Messen informiert – der Trend geht eindeutig in diese Richtung. Dieses Herzensthema bringe ich im Berufsleben kaum unter. Da habe ich am Ende des Tages zwar vielleicht schöne Dinge designt und Kunden dazu gebracht auf Recyclingpapier umzusteigen, aber Einfluß auf die Produkte
kann man kaum nehmen, bei einem eigenen Projekt ist das natürlich anders.
Abseits eures gemeinsamen beruflichen Schaffens in eurem Unternehmen. Worum dreht sich euer Leben. Was ist euch wichtig?
Max: In der letzten Zeit hat uns vor allem unser Gemüseanbau im Garten und die herrliche Natur im Salzkammergut, die wir zu ausgedehnten Spaziergängen mit unserem Hund nutzen, Ausgleich verschaffen. Während der letzten drei Jahre war außer diesen Aktivitäten nicht viel Zeit für unser Leben zwischen dem Büro und dem Bauprojekt Balthasar Volcano. (lacht)
Bewusst zu leben, generationenübergreifend zu denken und zu handeln – die viel zitierte Nachhaltigkeit – ist heute aktueller denn je. Für euch ein Zeitgeist oder Lebenseinstellung?
Anna: Das ist für uns auf jeden Fall eine Lebenseinstellung. Wir haben zwar keine Kinder, versuchen aber alles zu tun, um für unsere nächsten Generationen ein Stück weit eine bessere Welt zu hinterlassen. Der richtige Umgang mit der Natur, Tier- und Pflanzenwelt ist für uns ein sehr großes Anliegen.
Gab es für diese eure Haltung einen Ausgangspunkt, ein Schüsselerlebnis, oder einen point of no return?
Max: Die ersten Dokumentationsfilme rund um unser Ernährungssystem haben bei mir massiven Eindruck hinterlassen und bewirkt, mich neben der ständig voranschreitenden Industrialisierung in der Lebensmittelproduktion und der Agrarwirtschaft, mich mit vielen weiteren Themen intensiv auseinander zu setzen. Da geht es nicht nur ums Kochen zu Hause. Auch beim Hausbau, beim Einkauf von Materialien im Büro bzw. in der Vermietung , das wirkt sich in Summe gesehen schon sehr stark aus. Es erfordert konsequent zu sein, was es uns aber jedenfalls wert ist, und darauf wollen wir mit dem Projekt Balthasar Volcano jedenfalls aufmerksam machen.
Anna: Eines der schlimmsten Dinge für die Menschen ist der Verzicht. Oft wird geglaubt vegan zu leben ist reiner Verzicht. Je mehr man sich aber mit diesem Thema befasst, umso mehr fällt einem auf, dass der Verzicht weniger ein Verlust von Lebensqualität ist, sondern ein Austausch von gewissen Dingen, sogar eine Verbesserung in sehr vielen Bereich. Ich habe früher oft über diese Dinge nachgedacht, aber erst als ich eines Tages meinem jungen Hund in die Augen geblickt habe, fiel in mir die endgültige Entscheidung, mich von tierischen Produkten distanzieren zu wollen.
Heißt im Balthasar Volcano ein Neo-Gastgeber-Paar seine Gäste willkommen oder wie würdet ihr euch selber vor dem touristischen Hintergrund St. Wolfgangs beschreiben?
Anna: Natürlich möchten wir unsere Gäste persönlich empfangen, dennoch haben wir das Haus so geplant, dass es auch funktioniert, wenn wir gerade einmal beruflich unterwegs sind und nicht im Haus vor Ort sind. Viele Menschen schätzen ihre Ruhe im Urlaub, die wir auch respektieren möchten falls das gewünscht wird.
Überwog in eurer Intention, Baltasar Volcano entstehen zu lassen, die Idee eines Beherbergungsbetriebes oder der völligen Novität am Wohnsektor. Brauchte es einfach was Neues, Anderes und ihr hattet die Idee?
Max: Wir wollten nebenbei eine Zimmervermietung starten und in dieser die vielen Inspirationen von unseren Reisen einfließen zu lassen. Das hat viel damit zu tun, wie wir selber gerne in Hotels wohnen. Anna ist ein sehr kreativer Mensch und wir wurden auch schon von begeisterten Leuten, die das Haus bereits angeschaut haben gefragt, wer unser Innenarchitekt war. Das ist eine schöne Bestätigung und ein Lob, wenn dadurch honoriert wird, was wir gemacht haben.
War es vielleicht auch eine glückliche Aneinanderreihung von neuen Erkenntnissen oder Personen und Produkten, die Balthasar Volcano zu dem werden ließen, was er heute ist oder waren die ökologischen Meilensteine Grundvoraussetzungen für euch, schon bevor der Bau begann?
Max: Im Zuge der Planung hat sich laufend ergeben, dass wir Ideen und Materialien gesehen haben, die immer noch besser waren. Unser Architekt hat uns zum Beispiel von einem Vortrag über Lärchenrinde und deren ausgezeichneten Dämmeigenschaften erzählt. So haben wir Günther Kain kennengelernt, der sich damit in der Forschung beschäftigt. Da die Rinde deponiert oder verheizt wird, erschien uns das als logische Konsequenz, sich mit der Verwertung dieses Naturmaterials näher auseinander zu setzen, anstatt sie zu verbrennen, weil wir das CO2 in der Zukunft binden und nicht in die Luft blasen sollten. Von der Firma Barkinsulation aus Hallein haben wir einen Prototyp für unsere Lärchenrindendämmung herstellen lassen. In der Zeit seit der Produktion hat das Unternehmen ein voll zertifiziertes und vollständig ökologisches Bindemittel entdeckt, dass in Zukunft Anwendung findet. Dieses imprägniert die Platten zusätzlich, was es für die Außenanwendung noch interessanter macht. Alleine durch den Anstoß zu dieser Entwicklung hoffen wir, unseren Beitrag zu leisten und, dass die Industrie früher oder später auf diesen Dämmstoff aufmerksam wird.
Mit Balthasar Volcano steht ihr in einer der schönsten Regionen unseres Landes, und in einem sich ständig entwickelnden und boomenden Tourismusmekka. Welche Rolle spielt Balthasar im Angebotsportfolio dieser vielen Beherbergungsbetriebe?
Max: Wir sind ein kleiner Beherbergungsbetrieb mit einem ungewöhnlichen Konzept. In unserer Region gibt es kaum vergleichbare ökologische Objekte, die als Vermietungsobjekt genutzt werden und wir streben zusätzlich die Zertifizierung mit dem österreichischen Umweltzeichen an (Seit Oktober 2021 zertifiziertes Umweltzeichen Hotel). Davon gibt es in unserer Region noch sehr wenige Häuser.
Als Grafikerin und Kommunikationsdesignerin liegt dir das Gestalten, Formen und Verschönern schon von Berufswegen am Herzen. Wie gehen ressourcenschonende Produktion, nachhaltiges Bauen und Design für dich zusammen?
Anna: Das geht auf jeden Fall zusammen, aber es ist schwierig. Trotzdem sind wir überzeugt, dass es uns mit Balthasar Volcano gelungen ist, das Beste aus beiden Welten zu vereinen.
Heißt im Einklang mit der Natur zu sein für euch auch, sich mit der Architektur und durch die Materialauswahl optisch an die Umgebung anzupassen, einzufügen und dem Auge etwas Gutes zu tun?
Anna: Einer unserer Hauptgedanken war, dass das Gebäude beim Herauffahren so wenig wie möglich auffällt, wenn man es sieht, aber trotzdem einen Wow Effekt erzielt. Insgesamt sind es 250 Quadratmeter, die man aber nicht als wuchtig wahrnimmt. Mit den begrünten Dachflächen fügt es sich gut in die Natur ein. Wir haben versucht neue Wohnkonzepte umzusetzen. Verglichen zu anderen Apartments sind unsere Wohnungen kleiner, aber besser ausgenützt. In der heutigen Zeit müssen wir unseren Wohnraum effizienter nützen, um den Flächenverbau zu reduzieren, was wir mit unserem Konzept auch zeigen wollen.
Ist es ein Urvertrauen, das ihr in euch tragt, Projekte anzugehen, neu zu entwickeln, entstehen zu lassen und sich dabei sicher zu sein, dass dieses Tun auch von Erfolg gekrönt ist?
Anna: Natürlich ist Balthasar Volcano das allergrößte Projekt, das wir bisher umgesetzt haben, und wir freuen uns darauf, was wir in den nächsten Jahren damit erleben werden und was wir damit bewirken können. Im schlimmsten Fall müssen wir uns damit neu ausrichten. Wir vertrauen viel auf uns selber, sind fleißig und haben auch in der Agentur gesehen, wo wir viele Projekte umgesetzt haben, von denen wir nicht geglaubt hatten, dass wir sie machen werden. Für uns ist Balthasar Volcano die logische Konsequenz aus den Dingen, die wir uns lange gewünscht haben.
Die Reise und Phase des Baus ist abgeschlossen. Mit der Eröffnung begebt ihr euch auf einen neuen Weg. Was wollt ihr in fünf Jahren über euch und Balthasar Volcano erzählen können?
Max: Wir hoffen, in fünf Jahren sagen zu können, dass wir mit unserem Bau nachhaltig etwas bewirkt haben und damit ein Stück weit auch Inspiration für andere Projekte gewesen sind.